Donnerstag, 14. April 2016

Die Gülle und ihre Freunde

Bisweilen müssen sich Politiker mit echten Drecksthemen befassen. Am kommenden Montag etwa, wenn der Agrarausschuss des Bundestags die Reform des Düngerechts diskutiert. Es geht um Gülle. Urin und Kot von Schweinen, Rindern, Hühnern, den Bauern auf ihren Feldern ausbringen – und der sehr umstritten ist. 

Nährstoffe! Sagen Landwirte, die mit der Gülle ihre Äcker fruchtbar machen wollen. 

Gift! Sagen Umweltschützer, die schädliche Folgen für das Grundwasser beklagen. 

Scheißdreck! Sagen Anwohner, denen der beißende Gestank auf die Nerven geht. 

Recht haben sie alle. Das macht den Umgang mit dem Zeug so schwierig. Jahrelang hat Deutschland das Thema ignoriert. Deswegen befinden sich heute 82 Prozent aller Seen und Flüsse sowie 36 Prozent aller Grundwasservorkommen nicht in dem von der EU-Kommission geforderten "guten ökologischen Zustand". Die Novelle des Düngerechts, die in Berlin gerade verhandelt wird, soll Strafen aus Brüssel eigentlich abwenden. Doch die Bundesregierung hat längst zugegeben, dass durch die Reform gar "nicht sichergestellt werden kann, dass für alle betroffenen Wasserkörper ein guter ökologischer Zustand erreicht wird". 

Einen Vorteil hat die Debatte trotzdem: Sie lässt erahnen, wie vertrackt das Problem wirklich ist. Dass es beim Gewässerschutz nicht nur um die Ausscheidungen von Millionen Nutztieren geht, sondern auch um Abfälle der Biogasproduktion und um die Interessen der Chemieindustrie.
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Quelle:
http://www.zeit.de/2016/12/landwirtschaft-duengung-grundwasser-tiere-regeln