Alle reden derzeit von Bio – Arne Jöhnk aus Neperstorf
setzt es ab sofort für sich um! Der Bauer mit seinen 150 Milchkühen
steigt auf Bio um. Nach 19 Jahren als konventioneller Landwirt mit
seinen 150 Hektar Grün- und 200 Hektar Ackerland.
„Manchmal dauert es eben“, verkündet der 48-Jährige. Am 1. Dezember
1997 übernahmen die Jöhnks aus dem holsteinischen Preetz Stallanlagen
und Felder der einstigen LPG „Neues Deutschland“ in Neperstorf. Bio war
für Arne Jöhnk nicht Unbekanntes, hatte er doch bei einem Bio-Landwirt
gelernt und zwischenzeitlich bei einem anderen im Raum Hamburg
gearbeitet.
In Neperstorf führte aber erst einmal kein Weg dahin. „Damals hatte
ich hier dafür nicht genügend Land, zudem gab es keine Molkerei, die mir
die Bio-Milch sicher abgenommen hätte.“ Jöhnk arrangierte sich und
machte dennoch manches anders. So waren die Kühe tagsüber auf der Weide,
kamen nur zum Melken und die Nacht in den Stall. Und die Milchpreise
waren auskömmlich, lagen noch im März 2014 bei 40 Cent der Liter.
Seitdem ging’s damit rasant in den Keller. „Aktuell bekomme ich 19 bis
19,5 Cent, bei Bio-Milch wären es über 40“, so Jöhnk. In der Folge
stallte auch der seit der Lehre „Bio-Infizierte“ die Kühe wohl oder übel
ein. Bei 20 Cent und weniger je Liter funktioniere das Konzept „Milch
aus Gras“ einfach nicht mehr. Dem ruinösen Wettbewerb wollte sich Bauer
Jöhnk, der seit 2004 ehrenamtlicher Bürgermeister in der Gemeinde
Jesendorf ist, „auch gar nicht stellen. Ich will nicht irgendwie billig
produzieren. Das gilt für die Tiere ebenso wie für meine vier Arbeiter.
Alle wollen und sollen vernünftige Arbeitsplätze haben. Doch das geht
bei 20 Cent der Liter eben nicht mehr!“
So reifte bei ihm und seiner Frau Birgit der Entschluss, den Hof
umzustellen, „ansonsten hätte ich mit der Milch aufgehört“. Dabei ist
der Zeitpunkt aus ökonomischer Sicht wegen der Tiefstpreis-Erlöse
„eigentlich ungünstig“. So müssen auf dem Jöhnk-Hof etwa Umbauten im
Kälberstall vorgenommen werden. „Bei Bio sind pro Tier sechs
Quadratmeter Stallplatz sowie Weidehaltung vorgeschrieben“, erläutert
Arne Jöhnk, der erleichtert ist, seitdem der Familienrat den
Umstiegs-Entschluss fällte. Im Vorfeld führte er u.a. Gespräche mit
Biobauern der Region, Heinz Gluth aus Schimm und dem Langen Jarchower
Dirk Saggau; besuchte Info-Termine von Molkereien. „Sowohl Arla in Upahl
als aus die Gläserne Meierei in Dechow warben. Es gibt gar nicht genug
Bio-Milch auf dem hiesigen Markt“, so Jöhnk, der einen Vertrag mit Arla
schloss. Doch Bio-Milch kann er erst in knapp einem Jahr liefern.
Stichtag ist der 15. Mai – vor gut einem Monat stellte Arne Jöhnk
offiziell den Umstellungs-Agrarantrag samt Antrag auf Beihilfen. Nach
zwölf Monaten gilt sein Grünland als „Umstellungsfutter. Damit läuft die
Milch unter Bio-Umstellungsware.“
Bis dahin liefert er zum Tiefpreis zu Rücker nach Wismar – um die
3000 Liter täglich. Die Kühe freilich sind längst wieder auf der Weide.
Wenn das Melken ansteht, holt der 48-Jährige die in zwei Herden
gehaltenen Schwarz-Bunten per „Ural-Beiwagen“ aus den 70ern von den acht
bzw. zehn Hektar großen Weiden. „Der Wagen kann nicht umkippen“, so der
„23-PS-Cowboy“. Er besitzt zwar auch sieben Pferde, aber Kühe-Treiben
per Beiwagen ist noch cooler.
Quelle: http://www.svz.de/lokales/sternberg-bruel-warin/will-nicht-irgendwie-billig-id14054771.html