Montag, 21. Dezember 2015

Brüeler BUND-Gruppe pflanzte Winterlinde


In der Allee auf dem Keezer Damm wurde am Sonnabendnachmittag eine Baumlücke geschlossen – Mitglieder des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) pflanzten eine Winterlinde zwischen den Altbäumen, dort, wo ein Baum gefällt werden musste.

Die vorbereitenden Arbeiten hatte die Firma Jolitz ausgeführt.

Mit der Aktion feierte die Brüeler BUND-Gruppe bei Glühwein, Kaffee und Kuchen die Rettung der Allee. Weitere Bäume sollen gepflanzt werden, kündigte Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin, an. 43 vitale Altbäume stehen hier. „Die wären durch den Bau und Betrieb einer industriellen Massentierhaltungsanlage für 3000 Milchkühe zerstört worden. Die Rücknahme der Baupläne rettet diese gesetzlich geschützte Allee“, so Cwielag. Angesicht von 3,50 Meter Ausbaubreite der Straße und der weniger als einen Meter zur Fahrbahnkante wachsenden Bäume, wäre die enge Allee als einziger Weg für die Ver- und Entsorgungsfahrzeuge der geplanten Industrieanlage völlig überfordert gewesen, erklärte sie.



Quelle: http://www.svz.de/lokales/sternberg-bruel-warin/brueeler-bund-gruppe-pflanzte-winterlinde-und-feierte-rettung-der-keezer-allee-id12260346.html

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Riesenanlage in Keez wird nicht gebaut - Fanja Pon zieht Pläne für 3000er-Rinderstall zurück.

Die Entschluss kam im wahrsten Sinne des Wortes Knall auf Fall: Gestern entschied Familie Pon, dass das in der Öffentlichkeit umstrittene Großprojekt eines Rinderstalls in Keez bei Brüel nicht gebaut wird. Wie Unternehmerin Fanja Pon, die dies umsetzen wollte, gestern um 15 Uhr gegenüber SVZ erklärte, ist der Entschluss ganz kurzfristig gefallen. Ihr Vater habe ihr gestern die entsprechende Entscheidung mitgeteilt. „Es ist eine Entscheidung der Familie“, fügte Fanja Pon hinzu. „Gleich im Anschluss wurden die Mitarbeiter darüber informiert.“

Enttäuschung bei Investoren, Freude bei Umweltschützern: Die Investitionsabsage sei angesichts der Milchmarktkrise eine richtige Entscheidung und gute Nachricht für die Milchbauern in MV, sagte Corinna Cwielag, Landeschefin des Bundes für Umwelt und Natur (BUND) gestern. Damit würde angesichts des vorhandenen Überangebots nicht noch mehr Milch auf den Markt drängen. Vor allem bleibe der vorgesehene Standort im Naturpark von enormen Umweltauswirkungen für das Wasser und die Luft verschont.

In Keez sollte eine super moderne Anlage für insgesamt 2280 Jersey-Milchkühe, 169 Färsen und bis zu 600 Kälber errichtet werden. Zudem waren zwei Gülle/Gärrestlager in Thurow und Neu Necheln geplant (SVZ berichtete). Ferner warb man in dem Zusammenhang mit der Errichtung eines Vermarktungszentrums mit Auktionshalle für Jersey-Kühe, in dem Fachleute aus ganz Europa erwartet werden sollten.

Gegen das Großprojekt gab es von Beginn an Proteste in der Region, bildete sich u.a. eine Bürgerinitiative. Doch dies habe laut Fanja Pon – die seit nunmehr 24 Jahren in MV lebt, in Kaarz heimisch geworden ist und mit ihrer Familie für eine Reihe von Betrieben in der Region steht – nicht den Ausschlag für den jetzigen Rückzug gegeben. „Eigentlich heißt es: ,Was lange währt, wird gut‘. Doch in dem Fall lautet der Satz gefühlsmäßig: Was lange dauert, wird nicht besser“, so Fanja Pon.

Diese machte neben der langen Planungsdauer von nunmehr bereits drei Jahren und auch der Ungeduld dabei vor allem „landesweite und überregionale Gesichtspunkte im Land, beim Bund und auf europäischer Ebene“ für den Rückzug verantwortlich. Es gebe noch immer „keine ganz konkrete Aussicht auf Genehmigung, obwohl ich denke, wir kämen der Genehmigung näher“, meinte sie.
Und dennoch wurde jetzt die Reißleine gezogen. In ganz Europa gehe, so Pon, „die Tendenz zu einer anderen Sicht auf die Milchwirtschaft“. Zugleich ist sie nach wie vor überzeugt, dass es „ein wundervolles Projekt war“. Mit Blick auf die aktuell im Keller befindlichen Milchpreise muss für die Wahl-Mecklenburgerin „eine bestimmte Größe dahinter stehen, ansonsten ist die Wirtschaftlichkeits-Problematik unlösbar“.

Fanja Pon schloss die Verwirklichung ihres Rinder-Projektes an anderer Stelle auf Nachfrage hin ausdrücklich aus. „Nicht in der EU.“ Außerhalb der EU ließ sie sich ein Hintertürchen offen, wollte sich im SVZ-Gespräch aber nicht festlegen.

Zugleich wurde deutlich, dass für Fanja Pon und ihre Familie auch noch etwas anderes eine Rolle bei der Entscheidung mitspielte. „Wir wollen hier in Frieden leben“, erklärte sie. Im Verlauf des jetzt gestoppten dreijährigen Projektes habe sie „ganz viele Freunde gefunden und viele neue Freundschaften geschlossen“. Zugleich gestand sie ein, dass man „viel mehr und eher mit der nicht landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung ins Gespräch hätte kommen müssen“. Erst im August 2015 hatte eine Monitoring-Gruppe ihre Arbeit aufgenommen.

Für Fanja Pon waren „80 Prozent der Leute für das Projekt und 20 Prozent dagegen. Auch mit einer Minderheit, die das nicht mitmacht, wird es schwierig, glücklich in der Region zu sein.“ Man fühle sich „als Landwirtschaftsbetrieb als Teil der Gesellschaft. Und daran wird sich nichts ändern.“

Die Spannbreite der Unternehmungen von Fanja Pon in Westmecklenburg reicht vom Golfplatz in Vorbeck über Landwirtschaft wie Kuhpon Kaarz, den Agrarhof Brüel und die Landwirtschaftsgesellschaft Groß Raden bis hin zum Schlosshotel Kaarz.

Quelle: http://www.svz.de/lokales/sternberg-bruel-warin/riesenanlage-in-keez-wird-nicht-gebaut-id12178546.html

Dienstag, 10. November 2015

Warum das Gerede von den gewachsenen Strukturen in der ostdeutschen Landwirtschaft falsch ist

Bernd Zimmermanns Vater hat bis 1960 durchgehalten. Dann gab er dem ständigen Druck nach und trat mit seinem 56-Hektar-Hof bei Grevesmühlen in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) ein. Nach der Wiedervereinigung musste Zimmermann 60 000 D-Mark berappen, um von der LPG die heruntergewirtschafteten Gebäude zurückzubekommen. Angeblich hatte die LPG hohe Schulden. „Vorher waren aber 600 Kühe und 500 Säue über Nacht verschwunden“, berichtet Zimmermann. Folker Hachtmann musste als junger Pfarrer in Lüssow 1960 miterleben, „wie der letzte Großbauer brutal um sein Eigentum gebracht wurde“. Die Frau des Bauern, so Hachtmann, wurde deportiert.

Wenn Politiker heute von den „gewachsenen Strukturen“, also den großen Flächen und den großen Betrieben, sprechen, um die Erfolge der Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern zu erklären, empfinden Leute wie Zimmermann oder Hachtmann die Wortwahl angesichts des verübten Unrechts in der DDR-Agrarpolitik als verharmlosend. Die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher, lud in der vergangenen Woche zur Konferenz nach Güstrow ein, um „die andere Seite des ,Arbeiter- und Bauernstaates‘“ beleuchten zu lassen.

„Gewachsen“ seien die ostdeutschen Agrarstrukturen ganz und gar nicht, sagte Drescher und zitierte den Bürgerrechtler Michael Beleites. Laut dem verdanken sich diese Strukturen „der blanken Gewalt und der flächendeckenden Zwangsmaßnahmen einer menschenverachtenden Diktatur“ – erst die keineswegs demokratische Bodenreform, dann die Kollektivierung, dann die überzogene Industrialisierung.
Zudem war ein beachtlicher Teil der DDR-Landwirtschaft 1989 wirtschaftlich am Ende, was die Stasi brav nach Berlin meldete. 1988 beklagte sich das Volkseigene Gut (VEG) Blankenheim beim Zentralkomitee der SED über fehlende Investitionen. Sein wichtigstes Industrialisierungsmittel sei immer noch „die Schubkarre“. Der Historiker Jens Schöne fand den Bericht in den Stasi-Akten. Bereits Anfang der 1980er-Jahre sei die Landwirtschaft „auf einem Tiefpunkt“ gewesen, so Schöne. Die Ernten waren vielerorts mäßig, die Maschinen mangels Ersatzteilen zerschlissen, die Gebäude verfielen und Arbeitskräfte fehlten wegen zunehmender Landflucht.

1981 legte zum Beispiel die Stasi Rathenow einen erschütternden Bericht vor. Es fehlte an Kraftfutter, es fehlte an Fachwissen und Engagement. Der Hang zum Alkohol grassierte. Der Schwarzmarkt etablierte sich, einerseits weil die Genossenschaften zum Wohle des Betriebes etwa Ferienplätze gegen Mähdrescher eintauschten, andererseits weil LPG-Leiter in die eigene Tasche wirtschafteten. Eine 1984 verordnete Kursänderung in der Agrarpolitik verteuerte Investitionen. Zudem bekamen die Genossenschaften für ihre Erträge mehr Geld vom Staat. Das brachte vor allem manchen schwächelnden Tierzuchtbetrieben nichts. Sie konnten sich Investitionen nicht leisten. Schöne berichtete aus Stasi-Unterlagen, wonach hier das Vieh von einstürzenden Ställen erschlagen wurde, dort das Geflügel wegen einer geplatzten Wasserleitung ertrank oder anderenorts die Agrarflieger giftige Pflanzenschutzmittel über Kleingärten versprühten.

Die Stasi stellte längst „verdächtige Aktivitäten“ selbst unter den Leitungskadern in der Landwirtschaft fest, die vom „Lamentieren“ bis zur „Panikmache“ reichten. Schöne: „Man hat den Eindruck, die Dörfer flehten die Partei an: ,Tut endlich etwas!‘“. Aber die SED war mit ihrem Latein am Ende.

Die Historiker Mario Niemann und Michael Heinz erinnerten an den Zwang, mit dem viele Bauern in die Genossenschaften getrieben wurden. Nachdem die erste Welle der Kollektivierung 1952 nur mäßigen Erfolg hatte, rief sie 1959/1960 den „sozialistischen Frühling“ auf dem Land aus. „Ganze Brigaden rückten den Bauern aufs Fell, belagerten sie tagelang mit Lautsprecherwagen“, berichtete Heinz.

Das hat Karl Mewis, erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Rostock, in einem aufgezeichneten, aber nie gesendeten Interview 1973 unumwunden zugegeben: „Es hat Dörfer gegeben, die wurden von Arbeitern der Industrie und anderen Bauern, die schon in den Genossenschaften waren, regelrecht umstellt. Man ging von Haus zu Haus und hat agitiert und ist nicht weggegangen, tagelang, bis sich alle entschieden haben. Das war mehr als moralischer Druck.“ Es war dieser Druck, dem auch der Vater von Bernd Zimmermann nachgeben musste.

Quelle: http://www.svz.de/mv-uebersicht/mv-panorama/maehdrescher-gegen-ferienplaetze-id11162741.html

Dienstag, 13. Oktober 2015

Transparente gegen Mega-Rinderanlage

Die Gegner der geplanten Milchviehanlage bei Keez drücken ihren Unmut nun auch auf Transparenten an der Bundesstraße 104 aus. Wie die Aufschriften verdeutlichen, machen sie gegen die Größe des Vorhabens mobil. 2280 Jersey-Milchkühe, bis zu 600 Kälber und 169 Färsen sollen Platz finden sowie dazu zwei Gülle/Gärrestlager in Thurow und Neu Necheln errichtet werden. 

Im Gegensatz zu einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Juni vorigen Jahres, als auf sechs Bäume zu beiden Seiten der Straße mit roter Farbe Andreaskreuze sowie Buchstaben, die den Namen Kuhpon ergaben, geschmiert waren, wird die Auseinandersetzung nun inhaltlich geführt. Die Transparente waren zum Wochenende auf einmal da, von wem auch immer angebracht. Doch so unvermittelt, wie sie auftauchten, waren die an der Einfahrt nach Keez gestern Vormittag verschwunden, von wem auch immer abgenommen...

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Riesenstall mitten im Naturpark

In Keez soll Westmecklenburgs größte Milchviehanlage gebaut werden – trotz Protests und erwartbaren Umweltbelastungen

Sie hat den Stall bereits klar vor Augen: „Dort hinten wird das Stallgebäude stehen, das Melkhaus, die Silos für das selbst produzierte Futter, eingebettet in die Landschaft“, sieht sich Dagmar Laugwitz schon über den Hof gehen. Ein anderer Kuhstall als herkömmliche soll dort entstehen, 360 Meter lang, so lang wie das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Allure of the Seas“ – „mit einer Fassade, die von Pflanzen bewachsen ist“, schwärmt die Prokuristin des Agrarhofes Brüel. Noch allerdings ziert Wintersaat den künftigen Baugrund entlang der Bundesstraße 104 zwischen Brüel und Schwerin. Doch Laugwitz ist sich sicher: Ende des Jahres werde das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt grünes Licht geben – für einen der umstrittensten neuen Kuhställe in MV in Keez.
 
Nicht kleckern, klotzen: Dort, wo Linden und Eichen der engen schützenswerten Keezer Allee mit ihrem zusammengewachsenen Kronendach künftig den Verkehr der riesigen Futterwagen kaum aufnehmen können, dort, in Sichtweite des malerisch gelegenen Keezer Sees in der Hügellandschaft des Sternberger Seenlandes, will die Managerin im Auftrag einer der reichsten Familien der Niederlande nahe des 60-Seelen-Dorfes Keez einen der größten Kuhställe im Nordosten bauen – mitten im Naturpark Sternberger Seenland mit Platz für 2280 Jersey-Milchkühe, 600 Kälber und 169 zuchtreife Jungtiere.

Längst hätte das Milchvieh im Stall stehen sollen: Seit drei Jahren liefen inzwischen die Planungen, erinnert sich Laugwitz. Entweder investieren angesichts der sanierungsbedürftigen Ställe im Firmenverbund der niederländischen Eignerin Fanja Pon, oder Ausstieg aus der Milchproduktion: Die Entscheidung sei für eine neue Jersey-Rinderherde gefallen – genügsamer als herkömmliche Rinderrassen, zwar mit weniger Milchleistung, aber besseren Inhaltsstoffen: Mehr Fett, mehr Eiweiß in der Milch – ein Vorzug beim Verkauf an die Molkereien in Zeiten ohne Milchquote, glaubt Laugwitz. 12 bis 15 Millionen Euro steckt Großbäuerin Pon, Enkelin des Ideengebers des VW-Bulli Ben Pon, in den Mega-Stall. 51 Jobs, Millionenaufträge für Firmen aus der Region, wirbt der Brüeler Agrarhof für das Projekt – die Investitionsentscheidung kann in der Region dennoch nicht alle überzeugen.

Protest am Melkstand: Während Umwelt- und Tierschützer, Bio- als auch konventionelle Bauern, Wissenschaftler und Agrarpolitiker auf die Einführung von Obergrenzen in der Tierhaltung pochen, lässt Pon den Riesenstall in die mecklenburgische Provinz klotzen – dazu ein Europa-Vermarktungszentrum für Jersey-Rinder in Brüel, eine Besucherplattform am Milchviehstall, Biogasanlagen, die Strom für 700 Haushalte liefern sollen. Die Dimension lässt Einwohner in der Region sich an die ehemalige 2000er-Milchviehanlage aus DDR-Zeiten im nahen Leezen am Ostufer des Schweriner Sees erinnern, als Kleinkinder in der Gegend wegen hoher Nitratbelastung das Trinkwasser nicht nutzen sollten. „Nicht vergleichbar“, wiegelt Laugwitz ab – neue Technik, neue Verfahren, höherer Umweltschutz, 1800 Hektar Acker, auf dem die weniger belastenden Gärreste ausgebracht werden.

Die Sorgen nimmt Dagmar Laugwitz den Anwohnern damit nicht: So viel Gülle, tausende Kubikmeter Jahr für Jahr – „das bringt doch das Grundwasser in Gefahr“, fürchtet Heike Abraham aus dem nahen Golchen – von der Geruchsbelästigung ganz zu schweigen. Bereits heute seien immer wieder Schaumkronen auf dem Keezer See zu sehen, beobachtet Heidemarie Bemelmans – „alles von der Gülle“, meint die Anwohnerin in Keez. Schneller, höher, weiter: Ein völlig überdimensionierter Stall zur falschen Zeit, kritisiert auch Grünen-Landtagsabgeordnete Jutta Gerkan den Stall. Während mit dem Wegfall der Milchquote die Bauern über Milchseen klagen, würden in Keez zusätzliche Kapazitäten aufgebaut.

Pikant: Inzwischen mahnt selbst einer, der von Berufs wegen für neue Stallanlagen in MV wirbt. Angesichts der Krise auf dem Milchmarkt müsse ein solcher Megastall im Naturpark überdacht werden, fordert Jörg Brüggemann, Anwohner im nahen Thurow und Chefberater der landeseigenen LMS Agrarberatung in MV. Vor allem das im Zusammenhang mit dem Stall geplante Gärrestelager nahe Thurow führte für den Ort zu kaum vertretbaren Belastungen, meint der Agrarexperte. Vorschläge, das Lager zu verlegen, seien vom Investor aber abgelehnt worden.

Der Frust wächst: Im eigenen Land werde holländischen Investoren der Betrieb großer Anlagen erschwert, MV aber sehe zu, wie immer neue große Anlagen entstünden, meinen Anwohner.

Die Belastungen sind absehbar: Der Keezer Stall sei 23-mal größer als es die Landesbauordnung erlaube, kritisiert Corinna Cwielag, Landeschefin des Bundes für Umwelt und Natur (BUND): „Die Brandschutzauflagen können nur mit Ausnahmen erfüllt werden.“ Überhaupt seien die Umweltwirkungen größer, als von den Investoren berechnet. So sei mit mindestens 50 000 Kubikmeter Gülle im Jahr zu rechnen. Die Investoren hätten allerdings zweifelhafte Gülleberechnungen vorgelegt, mit denen die Menge mindestens 25 Prozent zu niedrig angesetzt worden sei, wirft Cwielag dem Agrarhof vor. So würden bei den kleineren Jersey-Rindern unzulässigerweise geringere Güllemengen angenommen als bei herkömmlichen Milchviehrassen. Davon kann keine Rede sein, wehrt Agrarhof-Prokuristin Laugwitz die Vorwürfe ab: „Bauern sind keine Raubritter. Sie sind daran interessiert, dass die Umwelt erhalten bleibt.“

Trotz der Proteste macht sich Hilflosigkeit breit: Viele glauben angesichts des neues Einflusses der Millionenfrau aus Holland nicht mehr so recht daran, das Projekt noch beeinflussen zu können. Die Region bekommt die Kapitalmacht zu spüren: Längst kehrt rings um Brüel der Großbesitz zurück. Reich geworden mit dem Autohandel für den VW-Konzern, inzwischen Berichten zufolge auch in der Schifffahrt und im Energiesektor aktiv, erweitert die Pon-Familie in der Region Brüel ihren Einfluss. Eine Reihe Betriebe haben die finanzkräftigen Holländer inzwischen rund um Brüel und darüber hinaus aufgekauft – drei Agrarbetriebe in Brüel, Kaarz und Groß Raden, dazu ein Schloss in Kaarz, ein Reitstall in Vorbeck, ein Golfplatz. Das beeindruckt offenbar: Die Stadtvertretung Brüel hat zu Jahresbeginn ihre eigenen ablehnenden Beschlüsse von einst zugunsten der Großbäuerin gekippt – plötzliches Einvernehmen für den Mega-Stall. Überzeugungsarbeit sei geleistet, Ängste abgebaut worden, erklärt sich Laugwitz die neue Entscheidung. Überhaupt, für sie ist klar: Der neue Stall in Keez, „angemessen“ sei er. 

Donnerstag, 10. September 2015

Tierproduktion und Gesellschaft

Quelle: SVZ

Kriebstein nicht Schweinstein

Anderswo sind es Großanlagen für Schweine:

"Wo der gesunde Menschenverstand und unzählige Beobachtungen an bestehenden Tierfabriken ein lautes “NEIN!” ausrufen, da wird eben so lange gerechnet bis die Zahlen und Paragraphen sagen: das passt!"

 http://www.bi-kriebstein.de/

Sonntag, 6. September 2015

Parallelen erkennbar

Der Fleischmann

"Seitdem Züchter Adriaan Straathof mit einem Tierhalteverbot belegt wurde, gilt er als Inbegriff des Bösen. Dabei haben Politiker und Behörden ihn bis vor Kurzem noch hofiert."

"Doch die Betriebe brachen die bestehenden Gesetze bisher mit einer Regelmäßigkeit, dass es wirkt, als loteten sie ihre Grenzen systematisch aus. Schmerzhafte Konsequenzen hatten sie dabei offenbar nicht zu befürchten. "Straathof musste das Gefühl haben: Wenn du hier sagst, du schaffst drei Arbeitsplätze, dann hast du Narrenfreiheit", sagt ein Anwohner in Alt Tellin, der Straathof eigentlich wohlgesonnen ist und deswegen anonym bleiben will. Ein anderer sagt: "Unsere Behörden sind faul oder korrupt oder beides."" 


"In Mecklenburg-Vorpommern gehört die Unterstützung der Agrarindustrie zur Landesräson, Politiker und Behörden buhlen um Agrarindustrielle wie Adriaan Straathof. Dazu wurden bereits Anfang der neunziger Jahre die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH und die LMS Agrarberatung GmbH gegründet. Beide Unternehmen gehören mehrheitlich dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Sie sollen Agrarbetriebe beraten und so Investoren in die Region locken. Wie in Alt Tellin."

"Einer von Straathofs Betrieben übernahm hier 2011 von einem Anwohner eine alte Schweinezuchtanlage mit rund 3.600 Sauen – und riss sie nieder. An ihre Stelle setzte er einen Betrieb für mehr als 10.000 Sauen. Die Landgesellschaft übernahm die Bauplanung. Dafür erhielt sie von der Straathof-Firma 43.400 Euro. So steht es in einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen. Außerdem half die Landgesellschaft Straathof beim Bau seiner Anlagen in Medow und Fahrbinde sowie bei Anlagen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Insgesamt erhielt sie von Straathofs Betrieben 165.400 Euro." 

Dienstag, 1. September 2015

Erörterungstermin am 01.09.2015

Am 01.09.2015 fand die öffentliche Anhörung zum Genehmigungsverfahren statt und der BUND hat seine Einwendungen vertieft und versucht, dass die Genehmigungsbehörde kritisch prüft und nicht nur den Anwälten und Gutachtern der finanziell gut aufgestellten und weltweit tätigen Pon Holding uneingeschränkt vertraut.

Da es bisher nicht danach aussieht, bereitet sich der BUND bereits jetzt auf das Klageverfahren vor. Hierzu sind eigene Gutachten unerlässlich, für die jetzt dringend Geld benötigt wird.

Bitte unterstützt uns gegen diesen Wahnsinn und helft mit, dass Umwelt- und Naturschutzaspekte, die uns allen und nachfolgenden Generationen das Überleben sichern, über die finanziellen Interessen eines einzelnen Investors gestellt werden.

Spendenportal 

Mittwoch, 22. April 2015


Errichtung einer Rinderhaltungsanlage in Keez
Bekanntmachung nach § 10 Absatz 3 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG)


Nr. B11/15 - 30.04.2015 - StALU WM - Dienststelle Schwerin
B e k a n n t m a c h u n g
Nach § 10 Abs. 3 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG)

Die Agrargenossenschaft Brüel e.G., 19412 Brüel,plant die Errichtung und den Betrieb einer Rinderanlage für die Rasse Jersey mit 2280 Tierplätzen für Milchkühe, 169 Tierplätzen für Jungrinder und 600 Tierplätze für Kälber sowie die Errichtung und den Betrieb einer Biogasanlage mit einem Input von mehr als 100 t/d und einer Gärrestlagerung von 12.208 m³ inklusive aller dazugehörigen Nebenanlagen am Standort Keez, Gemarkung Keez, Flur 1, Flurstücke 217, 223, 224, 233, 234, 235, 236 und 237/1.
Für das Errichten und Betreiben der Anlagen ist eine Genehmigung nach § 4 BImSchG in Verbindung mit Nr. 7.1.5 V, Nr. 8.6.3.1 G/E und Nr. 9.36 V des Anhangs der Vierten Verordnung zur Durchführung des BImSchG (4. BImSchV) beantragt. Gemäß § 3c Satz 1 des Gesetztes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen. Zuständige Behörde für das Genehmigungsverfahren ist das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg.
Der Antrag und die Unterlagen werden gemäß § 10 Abs. 3 BImSchG in Verbindung mit der Neunten Verordnung über die Durchführung des BImSchG (9. BImSchV) einen Monat zur Einsichtnahme ausgelegt.
Die Auslegung erfolgt vom 11.05.2015 bis 10.06.2015
1. im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg
Zimmer S 11, Bleicherufer 13, 19053 Schwerin
Montag bis Donnerstag:                     7.30 - 16.30 Uhr
Freitag:                                               7.30 - 13.00 Uhr
2. im Amt Sternberger Seenlandschaft, Bauverwaltung,
19406 Sternberg, Am Markt 3
Montag, Mittwoch und Donnerstag:  7:00 - 12:00  und 13:00 - 16:30 Uhr
Dienstag:                                            7:00 - 12:00  und 13:00 - 18:00 Uhr
Freitag:                                               7:00 - 12:00 Uhr
Einwendungen gegen das Vorhaben können bis einschließlich 24.06.2015 schriftlich bei den o.g. Behörden erhoben werden. Mit Ablauf der Einwendungsfrist sind alle Einwendungen ausgeschlossen, die nicht auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen.
Einwendungen müssen erkennen lassen, welches Rechtsgut oder Interesse aus der Sicht des Einwenders verletzt wird. Die Einwendungen werden der Antragstellerin sowie denjenigen im Verfahren beteiligten Behörden bekannt gegeben, deren Aufgabenbereich von den Einwendungen berührt ist. Der Einwender kann verlangen, dass sein Name und seine Anschrift vor der Bekanntgabe unkenntlich gemacht werden, wenn diese zur ordnungsgemäßen Durchführung des Genehmigungsverfahrens nicht erforderlich sind.
Die form- und fristgerecht erhobenen Einwendungen werden, auch bei Ausbleiben des Antragstellers oder der Personen, die Einwendungen erhoben haben,
am 01. September 2015 ab 09:00 Uhr
Bauer Korl´s Golchener Hof, Golchener Hof 1, 19412 Brüel/OT Golchen
und, falls erforderlich, am Folgetag erörtert.
Die Zustellung der Entscheidung über die Einwendungen kann durch öffentliche Bekanntmachung ersetzt werden.
Schwerin, 21. April 2015
Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg,
Abteilung Immissions- und Klimaschutz, Kreislauf- und Abfallwirtschaft


Quelle: http://www.stalu-mv.de/cms2/StALU_prod/StALU/de/wm/_Service/Presse/Aktuelle_Meldungen/index.jsp?&pid=97690

Mittwoch, 1. April 2015

Die Uranwerte in Hauswasserbrunnen sind weiter erhöht - der Brunnen Nr. 8 in Brüel bleibt gesperrt.

Zur Trinkwassersituation in Brüel und seinen Ortsteilen hatte es auf der Brüeler Stadtvertretersitzung in der Vorwoche Anfragen bzw. Informationen gegeben. Stadtvertreterin Nadine Borawski erklärte, dass die Hausbrunnen in Neu Necheln erneut durch das kreisliche Hygieneamt beprobt worden seien. „Die Uranwerte haben sich noch einmal erhöht“, erklärte sie. Es werde nötig, gemeinsam mit der mea Maßnahmen zu ergreifen, so wie es auch der Landkreis gefordert habe, erklärte daraufhin Brüels Bürgermeister Jürgen Goldberg.
Wie SVZ berichtete, waren bei einer Untersuchung des Grundwassers in einem Hauswasserbrunnen in Necheln erhöhte Uran-Werte festgestellt worden. Ein Brunnen wurde gesperrt, aus fünf würden sich die Familien gegenwärtig nicht mit Trinkwasser versorgen.
An den Umweltausschuss gab es eine Nachfrage zu dem mit dem Pflanzenschutzmittel Bentazon belasteten Trinkwasserbrunnen Nr. 8 auf dem Gelände des Brüeler Wasserwerks. Hier  gebe es keine neuen Erkenntnisse, so die Antwort.

SVZ erfuhr auf Nachfrage von der  mea Energieagentur MV GmbH (mea), die die Aufgaben der Wasserversorgung in Brüel wahrnimmt, dass für den mit Bentazon belasteten Trinkwasserbrunnen Nr. 8   Proben vom Februar 2015 einen Messwert von 0,48 Mikrogramm je Liter aufweisen. Damit liege der Wert noch immer über dem für Bentazon zulässigen Höchstwert.„Wir halten uns weiter an die Auflage, dass Wasser des betroffenen Brunnens nicht bzw. auch nicht verdünnt zu verwenden. Brunnen 8 ist nach wie vor außer Betrieb“, erklärt Torsten Hinrichs, mea-Geschäftsführer.

Die mea als Betreiber des Wasserwerkes habe nach Feststellen der Verschmutzung des Trinkwassers im November 2014 bei der zuständigen Wasserschutzpolizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet, antwortet Dr. Diana Kuhrau,  Pressesprecherin der Wemag-Unternehmensgruppe auf die Frage, was unternommen werde, um den Verursacher zu ermitteln. „Es wird mit Hochdruck nach der Schadstoffeintrittsquelle gesucht. Die Untersuchungen, die möglicherweise auch Rückschlüsse auf den Verursacher zulassen, führt die Wasserschutzpolizei und liegen nicht in unserer Zuständigkeit“, sagt Hinrichs. Aufgabe der mea sei es, für die sichere Trinkwasserbereitstellung zu sorgen und dieser komme sie  nach: über zwei weitere Brunnen, die reines Wasser liefern. „Sie stehen unter strenger Beobachtung, die Messwerte liegen unterhalb des Grenzwertes. Das Rohwasser aus den  Brunnen entspricht den Anforderungen der Trinkwasserverordnung und ist damit für die Trinkwasserverwendung geeignet. Es kann ohne Sorge verwendet werden“, führt Hinrichs  aus. Das Grundwasser wird aus ca. 36 Meter Tiefe gefördert.

Quelle: http://www.svz.de/lokales/sternberg-bruel-warin/wasserschutzpolizei-ermittelt-weiter-id9358366.html